Wir verteilen um – jeden Tag. Alle, die durch ihre Arbeit Geld verdienen oder etwas kaufen, zahlen Steuern. Sie sind das Fundament, auf dem unsere Gemeinschaft steht: Wir entscheiden alle gemeinsam, demokratisch und transparent, wie wir damit unsere Infrastruktur und Institutionen finanzieren. Es ist ein politisches Thema, bevor es ein ökonomisches ist. Das soll entsprechend herausgearbeitet und diskutiert werden.
Zunächst gilt es also, die politische Dimension greifbar zu machen. Allzu oft werden Einkommen und Vermögen vermischt, mitunter weil die Daten fehlen, um Vermögen solide zu beschreiben und politisch einzuordnen (vgl. Martin Schürz, Überreichtum 2019). Die Macht, die mit Vermögen einhergeht, berührt die Demokratie, das zeigt sich insbesondere an der Wahlbeteiligung, schlägt aber auch in der Gestaltung der Wirtschaft zu Buche. Ein selbstkritischer Blick auf die Gestaltung von Politik und Wirtschaft, auf das System als Ganzes, ist notwendig, um aus dem Hin und Her der Streitigkeiten in einen differenzierten Diskurs darüber, was gelingt und was nicht, bzw. was es an Veränderung und Entwicklung braucht, zu gelangen.
Anschließend sollen daher die Verschränkungen von Politik und Wirtschaft beleuchtet werden, damit trennbar gemacht wird, wo die Grenzen verlaufen. Wer darf entscheiden, was mit welchen Geldern gemacht wird? Warum wird in der wirtschaftlichen Einschätzung oft mit zweierlei Maß gemessen, wenn Volks- und Privatwirtschaft gegeneinander ausgespielt werden? Welche Rolle spielt die Wissenschaft bei der Versorgung mit solidem Datenmaterial, um ganzheitlich zu erfassen, wie ein Gemeinwohl so finanziert und wirtschaftlich begleitet werden kann, dass es nicht an den Grundfesten der Demokratie rüttelt?
Der Workshop soll Fragestellungen erarbeiten, die zu kreativen Ansätzen inspirieren, es werden keine letztgültigen Antworten angeboten. Der Diskurs verläuft entlang von Grundfragen, auf denen aufbauend Denkmodelle und Handlungsansätze überlegt werden können, um insbesondere die Rolle der Wirtschaftswissenschaften und des Unternehmer:innentums in ihrer politischen Tragweite klar zu stellen.